Die Kraft eines tiefsitzenden Splitters
Stell Dir vor, Du ziehst Dir einen Splitter im Finger ein und Du bekommst ihn nicht ganz raus. Umso mehr Du es versuchst, umso offener wird die Wunde und umso mehr tut es Dir in diesem Moment weh. Dein Körper beginnt sofort mit der Wundheilung und mit dem Selbstschutz. Als erstes gilt es die offene Wunde zu schließen, damit keine weiteren Bakterien eintreten können. Er wächst also ein. Doch da der Splitter immer noch da ist und es jedes Mal schmerzt, wenn Druck auf diese Stelle kommt, bilden sich weitere Schichten darum und Du beginnst zunächst bewusst und später immer unbewusster, den Kontakt mit dieser Stelle zu meiden. Du hast ja alles probiert, um den Fremdkörper heraus zu bekommen und es dadurch nur immer schlimmer gemacht. Also lässt Du diese Stelle lieber erst einmal anheilen, um es nicht noch schlimmer zu machen.
Der Splitter wird immer unsichtbarer, da er immer tiefer wandert und sich immer mehr Schutzschichten um ihn herum bilden. Doch er ist noch da und bei jedem Kontakt mit dieser Stelle merkst Du es. Doch Du erinnerst Dich auch an den Schmerz, als Du versucht hast, ihn zu entfernen und Du hast mit jedem weiteren Tag immer größere Angst, ihn zu entfernen. Du müsstest dafür zunächst die ganzen Schutzschichten öffnen und Dich extrem verwundbar machen, um an diesen Splitter überhaupt wieder heran zu kommen. Vielleicht müsstest Du sogar operiert werden. Dann könntest Du nicht nur diese Stelle nicht belasten, sondern die gesamte Hand für bestimmte Zeit nicht. Das passt aber gerade so gar nicht in Dein Leben, also kommst Du lieber mit dem Schmerz klar, an den Du Dich ja eh irgendwie schon gewöhnt hast. Außerdem hast Du mittlerweile Wege gefunden, um ihn zu vermeiden. Du gibst beispielsweise nicht mehr diese Hand oder generell keine Hand mehr, um Guten Tag zu sagen. Damit keiner fragt, Dich aber auch nicht als unhöflich verurteilt, machst Du stattdessen einen Knicks. Jetzt wirkst Du zwar seltsam, aber auf positivere Art und Weise. Denn jetzt wirst Du als besonders höflich und respektvoll erachtet, statt arrogant oder verletzt. Damit Du Deine Hand so wenig wie möglich benutzen musst, findest Du zudem zahlreiche Wege, um Dinge so zu erledigen, dass sie keine Hand oder nur einen geringen Einsatz dieser benötigen. Diese Lösungen kommen ebenfalls gut an und sind vor allem für die nützlich, die ebenfalls Wunden an ihrer Hand haben.
Gleichzeitig zeigst Du aber auch jedem ohne Verletzung, wie wertvoll seine Hände sind und wie man sie mit geringerem Risiko zeigen und einsetzen kann. Du weißt, was Du alles machen könntest, ohne Deine Wunde und daher zeigst Du anderen mit besonders großer Leidenschaft das Wunder hinter ihren Händen. Doch auch denen, die keine Hände haben, zeigst Du was alles möglich ist, da Du ja bereits zahlreiche Wege erschlossen hast. Du gehst aber nicht belehrend, sondern neugierig auf diese zu, da sie Dir weitere Möglichkeiten zeigen könnten, wie Du mit Deinem eigenen Schmerz umgehen oder gar Deine Wunde heilen könntest. Du bist neugierig, wie sie mit Herausforderungen umgegangen sind und wie sie den Alltag bewältigen. Was für sie nicht so besonders ist, siehst Du als pures Gold, weil es ein fehlendes Puzzleteil für Dein Pflaster und somit auch für das Pflaster für andere ist. Doch weil es für so viele da draußen eben selbstverständlich ist, dass sie beispielsweise gesunde Hände haben, verstehen sie Dich nicht, unterschätzen Dich und Deine Arbeit und nehmen Dich nicht wirklich ernst. “Wieder jemand mit einer Pflaster-Lösung.. super..”, “wieder jemand, der nur Geld in meinen Händen sieht, super..” oder “klasse, dann brauch ich meine Hände nicht mehr zu benutzen, da Lösung xy mir das ja abnimmt und meine Hände kann ich dementsprechend verschleißen lassen” Doch wenn die Hände nicht mehr benutzt werden, werden sie nicht nur starr, sondern lähmen auch immer mehr die Arme, den Oberkörper etc. Das ist wahrscheinlich auch erstmal gar nicht so schlimm, weil Du durch die ganzen Lösungen eh in einen eher verkopfteren Beruf unterwegs bist.
Es stellt sich dadurch nur eine Hürde ein: Du wirst von denen, denen Du am meisten Helfen könntest, gar nicht wahrgenommen oder ernst genommen, weil sie weder die Wunde an Deiner Hand sehen, noch, dass Du etwas mit den Händen machst. Warum sollten sie also Deine Lösungen ernst nehmen?! Wo Du ja “offensichtlich” gar nichts mit deren Bereich zu tun hast. Die, in und mit deren Bereich Du “etwas zu tun hast”, wollen aber Dein Gerede über ihre wertvollen Hände und warum sie diese benutzen sollten, nicht hören. Sie haben sich so an die Lähmung ihres Körpers und den Komfort der Alternativlösungen gewöhnt, dass sie ihre Hände nicht heilen wollen. Geht ja schließlich auch ohne..
Du warst selbst lange Zeit einer dieser zumindest zum Teil gelähmten Persönlichkeiten, weil Du immer nach noch mehr Alternativlösungen gesucht und sie gefunden hast. Doch Du hast auch Lösungen gefunden, um Deinen Körper weiterhin in Bewegung zu halten. Bis ein Schlag auf die Stelle mit dem Splitter all Deine Schutz-Muster angefacht hat, noch intensivere Alternativlösungen zu finden, um die Region um die Hand herum nicht nutzen zu müssen. Solange, bis Du mehr gelähmt warst, als Du jemals wolltest und bis irgendwann ein Punkt erreicht wurde, den Du um alles auf der Welt in Bewegung halten wolltest, da er Deine ganze Kraft bedeutete und Dich angetrieben hat, die Lösungen überhaupt zu finden. Ab diesem Punkt hast Du Deine ganzen Lösungen angefangen zu hinterfragen und begonnen sie so zu nutzen, das Dein Körper wieder in Bewegung kommt. Plötzlich waren nicht nur Deine Hände für Dich Gold wert und die Lösungen, wie man diese nutzen konnte, sondern der gesamte Körper! Du hast die Zusammenhänge verstanden und sobald Du einen Bereich wieder bewegen konntest, hatte das auch auf Bereiche positiven Einfluss, bei denen Du es nicht erwartet hast. All diese Erfahrung und das Wissen, dass Du auf dem Weg Deiner “Heilung” gesammelt hast, wolltest Du nun an die Leute bringen, die ohne Wunde gelähmt waren. Ihnen das Wunder ihres gesamten Körpers zeigen. Doch sie interessierten sich nur für die Punkte, die ihre Komfortzone noch komfortabler machten und ihrem Körper damit nur noch mehr schadeten.Natürlich, sie kannten ja auch den Schmerz nicht, wenn man unfreiwillig nichts mehr bewegen konnte, weil es so sehr weht tat. Sie hatten ja stets die Wahl und mussten nicht “kämpfen”. Den Wert hinter Deinen Lösungen sehen eben nur die, die tiefe Verletzungen in sich tragen und dankbar für jede Form von Heilung sind.
Eben genau mit diesen Menschen könntest Du zeigen, was es bedeutet, eine gesunde Hand, einen gesunden und frei beweglichen Körper und all die Möglichkeiten des Erschaffens dadurch zu haben. Es gibt nur ein Problem: sie verstecken sich genauso sehr, wie Du es lange Zeit gemacht hast. Also wie findest Du sie?! Würdest Du nach Ihnen rufen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass sie zurückrufen “Hier bin ich!”. Vor allem, wenn sie keinerlei Verletzung bei Dir sehen und Angst haben, dass Du Ihnen nur ein blödes Pflaster verkaufen willst, das keine Lösung für ihr Problem ist. Also wie erreichst Du diese Menschen, die zwar verletzt sind, aber eben genau deswegen die Lösung sind, um den “Gesunden” in den Hintern zu treten, um die kollektiv entstandene Lähmung wieder in Gang zu setzen?!
Mach Dich selbst sichtbar und zeige Deine Lösungen, indem Du den ehrlichen Grund ihrer Entstehung zeigst. Zeige die Stelle mit den tiefsitzenden Splitter und wie Du mit dieser umgehst. Der Splitter ist noch da und er tut auch noch weh, aber Du hast mittlerweile so viele Wege gefunden, damit umzugehen und trotz dieser Verletzung stark zu sein bzw. gerade WEGEN dieser Verletzung an vielen Stellen noch stärker zu sein als andere, die dort komplett gesund sind.
Erkennst Du die Botschaft hinter dieser Metapher und verstehst Du, warum unsere Events und Projekte nicht einfach nur Events und Projekte sind?!
Wo liegt Dein tiefer Splitter und was machst Du bisher daraus?!